Hapkido trotz(t) Corona

Am Thema Corona kommt und kam die letzten Monate tatsächlich keiner vorbei. So hat sich für uns alle in einer nicht vorstellbaren Geschwindigkeit der Alltag verändert.
Natürlich hat sich der verhängte Lockdown auch auf unsere Freizeitgestaltung ausgewirkt. So konnten wir letztmalig am 06.03.2020 die Halle der Grundschule benutzen, bevor der gesamte Sportbetrieb eingestellt wurde. Was sich zuerst noch als kurze Pause darstellte, entpuppte sich schnell als Einstellung mit unabsehbarem Ende.
Alternativen waren gefragt. Die Idee für einen digitalen Trainingsraum (Dojang) war schnell geboren.

Bereits am 22.03.2020, also lange vor den Osterferien, war die Abteilung Hapkido für die Mitglieder wieder „online“. Via Mail, WeTransfer und Instagram wurden kurze Videos mit Übungssequenzen und Aufgaben geteilt. Produktionsort dieser Videos war der heimische Hobbyraum unseres Trainers Christoph Jung, der sich die Übungen erdacht und oftmals zusammen mit Tochter Nina eingespielt hat. Inzwischen gibt es weit über 15 Folgen unseres „digitalen Dojangs“.

Mitte April sind wir dann mit dem „digitalen Dojang 2.0“ in die nächste Runde gestartet. Über die Videokonferenzing-Plattform Zoom starteten wir wieder in ein gemeinsames Live-Training.
Mit bis zu 25 via Internet zugeschalteten Teilnehmern machen diese Sessions in ungewohnter Umgebung und unter völlig anderen Rahmenbedingungen trotzdem viel Spaß. Es ist gefühlt wieder gemeinsamer Sport. Davor und Danach bietet sich auch wieder die Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch.
Völlig unerwartet sind die positiven Effekte: Einerseits trainieren an den Bildschirmen Groß und Klein miteinander, andererseits trainieren wir plötzlich wöchentlich zusammen mit unseren hessischen Freuden und ehemaligen Mitgliedern im Ausland! Tatsächlich wäre auf eine derartige Lösung vorher wohl keiner gekommen!
Der Spruch „Not macht erfinderisch“ hat sich mal wieder bewahrheitet!

Die Krise aus Sicht des Trainers:
Noch vor Monaten hätte sich wohl niemand die Heftigkeit träumen lassen, mit der uns Covid19 in allen Lebenslagen beeinflusst.
Seit Jahrzehnten regelmäßige Termine wurden plötzlich fremdbestimmt einfach weggefegt. Corona wurde über Wochen das tagesbestimmende Thema.
Mir war nach kurzer Zeit klar, dass man die „gewonnene“ Zeit und die aber damit gleichzeitig erfahrenen Bewegungseinschränkungen irgendwie kompensieren muss. Insbesondere auch, um unseren Mitgliedern einen sportlichen und geistigen Ausgleich von dem alles beherrschenden Thema „Corona“ zu schaffen. Nach meiner Beobachtung war gerade für die Kinder und die Jugendlichen die besorgte thematische Monotonie der Erwachsenen eine Belastung.
Die Ideen des „digitalen Dojangs“ und dem Training via Zoom waren die logischen Konsequenzen.

Doch auch für den Trainer sind und waren das ganz besondere Herausforderungen. Denn alle diese Trainingsmethoden müssen ohne das eigentlich ganz wesentliche Feedback der Teilnehmer auskommen. Wieviel Platz kann man für die Übungen verwenden? Sind die Übungen sicher? Sind die Übungen zu schwer oder zu leicht? Die Rückkopplung aus der Korrektur der Teilnehmer fehlt ganz einfach. Auch beim Training via Zoom. Man steht daheim vor seinem Notebook und „hampelt“ 60 Minuten vor der Kamera. Hinterher ist man heiser, weil man quasi permanent geredet hat, wie ein Alleinunterhalter …

Ich freue mich jedenfalls auf eine langsame und behutsame Rückkehr zu einem normalen Training. Wir werden mit Sicherheit unter freiem Himmel beginnen. Der Weg zurück zur uns allen vertrauten Normalität erscheint noch weit, aber wir sind auf dem Weg!

Christoph Jung